Der Heilbronner Weg stand schon seit
langer Zeit auf meiner „To-Do Liste“, auch wenn er häufig als
überlaufen bezeichnet wird, als geborener Heilbronner und Liebhaber
des Allgäus war das für mich kein Grund darauf zu verzichten. Die
Tour schien mir perfekt als Testlauf und Vorbereitung für meine
Alpenüberquerung im August und so nutzte ich meinen letzten
Aufenthalt im Allgäu für die Begehung des Heilbronner Weges.
Begleitet wurde ich von meinen guten Freund Marcel, mit dem ich die
Tage zuvor schon diverse Klettersteige im Allgäu begangen habe.
Obwohl uns die Touren der letzten Tage (u.a. der Hindelanger
Klettersteig am Vortag) noch in den Knochen und den Muskeln steckte,
entschieden wir uns am 17.Juli zur Rappensee-Hütte aufzusteigen. Die
Wettervorhersage schien vielversprechend und außerdem vermieden wir
damit den Andrang am Wochenende. Da einige anstrengende Touren hinter
uns lagen und der Aufstieg zur Rappensee-Hütte mit nur 4 Stunden
angegeben war, entschieden wir uns auszuschlafen und erst am Mittag
zu starten. Gegen 11 Uhr machten wir uns von unserem Ferienhaus in
Reichenbach auf den Weg Richtung Oberstdorf. Die Wettervorhersage im
Radio verkündete einen sonnig heißen Tag mit einer minimalen
Gewitterwahrscheinlichkeit im Bergland. Uns flog ein Lächeln übers
Gesicht. Perfekt! Als wir gegen 12 Uhr den Parkplatz für
Hüttenwanderer in Fastenoy erreichten, konnten wir den letzten
freien Parkplatz ergattern, schnürten unsere Wanderschuhe und
schulterten unsere Rucksäcke. Wir machten uns auf den Weg Richtung
Birgsau und folgten dem Lauf der Stillach, welche sich mit ihrem
kristallklaren Wasser und ihrem Rauschen als angenehmer Wanderpartner
erwies. Im Gegensatz zu der immer stärker werdender Mittagshitze,
welche uns schon auf der Ebene gehörig ins Schwitzen brachte und uns
über jede noch so winzige Wolke jubeln lies, die sich zwischen uns
und die Sonne schob. Nach Birgsau hielten wir uns links auf dem
Fahrweg Richtung Einödsbach. Erst nachdem wir den Berggasthof in
Einödsbach hinter uns gelassen haben, wurde der Weg weniger
frequentiert und verlor den Charakter einer Bundesstraße. Es ging
wesentlich abwechslungsreicher durch Bergwälder, Weiden und
Hochstaudenfluren Richtung Petersalpe. Die schattigen Bergwälder
kamen uns sehr gelegen, auch wenn die Luftfeuchte uns sehr zusetzte
und der Weg durch die Regenfälle der letzten Woche noch nass und
rutschig war. Als wir die Petersalpe erreichten war es an der Zeit
für eine Rast. Bewirtschaftet ist die Alpe jedoch nicht, es gibt
lediglich einen Brunnen bestückt mit Getränken und einem Kässchen
in welches der ehrliche Wanderer 2,50 Euro pro Getränk werfen darf.
Marcel angelte sich die letzte Apfelschorle und lies die Wanderer
nach uns leer ausgehen. Wir packten unsere Brotzeit aus und genossen
bei Pfefferbeißern, Brot und Möhren den herrlichen Blick über das
Stillachtal. Hinter uns, über dem Kleinwalsertal türmten sich
jedoch einige bedrohliche wirkende Wolken auf und trieben uns zur
Eile. Immerhin lagen zwischen uns und der Rappensee-Hütte noch ca.
800 Höhenmeter. Die minimale Gewitterwahrscheinlichkeit aus der
Wettervorhersage im Radio erschien mir plötzlich nicht mehr so
minimal und als die Wolken stets näher kamen, wuchs meine Unruhe.
Zumindest die Enzianhütte sollten wir noch erreichen, dort könnten
wir im Notfall noch unterkommen. Nach einem anstrengenden Aufstieg
erreichten wir die Enzianhütte auf 1804m ohne Regen und Gewitter.
Wir spielten kurz mit dem Gedanken an eine frische Buttermilch, doch
angesichts der weiterhin bedrohlich wirkenden Wolken entschieden wir
uns für den zügigen Aufstieg zur Rappensee-Hütte. Über bunt
blühende Rasen stiegen wir bis zur Hütte auf, wo unser Nachtlager
auf uns wartete.
Mit über 300 Lagern und 42 Betten ist die
Rappensee-Hütte das größte Schutzhaus des Alpenvereins in den
Allgäuer Alpen. Umgeben von einem beeindruckenden Bergpanorama liegt
die Hütte am kleinen Rappensee unweit seines großen Bruders. Und so
ließen wir den Tag mit Allgäuer Kässpätzle, einigen Runden Uno,
dem ein oder anderem Bier und einem herrlichen Ausblick auf der
Terasse der Rappensee-Hütte ausklingen. Gegen Abend konnte sich dann
auch wieder die Sonne durchsetzen und ließ die umliegenden
Felsgipfel mit ihren letzten Strahlen des Tages erglühen. Um 22 Uhr
war Hüttenruhe und wir krochen in unsere Hüttenschlafsäcke. Doch
an Schlaf war dank des Schnarchkonzert, gegen das selbst die
Ohrenstöpsel machtlos waren, nicht zu denken.
Die Rappensee-Hütte |
Am nächsten Morgen erwachten wir dann
etwas zerknirscht und unausgeschlafen. Da sich unsere Raum auch noch
direkt unter dem Gastraum lag, war seit 6 Uhr morgens das allgemeine
Stühle rücken zu hören. Als wir um 7 Uhr zum Frühstück gingen,
versammelten sich bereits etliche abmarschbereite Wanderer am
Ausgang. Kurz vor 8 Uhr waren wir beinahe allein im Schuhraum und
von den hunderten Paar Stiefeln vom Vorabend war kaum mehr was zu
sehen dafür schlängelten sich die Wanderer bereits den umliegenden
Gipfeln entgegen. Noch war es ziemlich frisch, doch schon nach dem
ersten Anstieg legten wir unsere Fleecejacken ab und es ging in
Shorts und T-Shirt weiter. Wenige Minuten später schätzten wir auch
den frühen Aufbruch, denn das steile Geröllfeld trieb uns trotz
Schatten schon jetzt den Schweiß ins Gesicht. Nach dem losen Geröll
führt der Weg auf festen Fels und gibt einem nun mehr Sicherheit
beim Aufstieg. Eine grüne Tafel des Alpenvereins weist hier auch auf
den Heilbronner Weg hin.
Der gesamte Weg ist nun ein stetiger Wechsel
von drahtseilgesicherten Passagen, freien Kraxeleien und Gehpassagen.
Wenn man nach dem Heilbronner Thörle die Kleine Steinscharte
erreicht hat, wird man von einem atemberaubenden Panorama überwältig.
Im Norden schweift der Blick über das Allgäu und das Alpenvorland
und im Süden breitet sich ein Meer von Alpengipfeln aus. Bei guter
Fernsicht reicht der Blick bis nach Südtirol. In der Nähe wechseln
sich grasige Hänge und Gipfel mit schroffen Felsformationen ab.
Dieses umwerfende Panorama begleitetet uns fortan während der
gesamten Tour.
Nachdem wir die Leiter und die Brücke überquert
haben erreichen wir den mit 2615m höchsten Punkt des Heilbronner
Weges, den Steinschartenkopf. Ein weiteres Highlight erreicht man
erst gegen Ende der Tour. Die Überquerung des Schwarzmilzferner. Er
gilt als letzter „Gletscher“ des Allgäus und liegt unterhalb der
Mädelegabel. Nachdem wir das Schneefeld gequert hatten, hielt der
Heilbronner Weg ein weitere Überraschung für uns parat. Ein Herde
Steinböcke! Mehr als 20 Exemplare sonnten sich auf den Felsen und
waren von der Zahl der schaulustigen Wanderer total unbeeindruckt.
Steinböcke wurden nachdem sie im Allgäu ausgestorben waren in den
50er Jahren im Kleinwalsertal wieder angesiedelt und breiten sich
seitdem kräftig aus.
Nach insgesamt 7 Stunden (mit einigen Pausen) erreichten wir am Nachmittag schließlich die Kemptener Hütte. Auf der sonnigen Terrassen stärkten wir uns mit Ofenschlupfern und Vanillesoße und beobachteten die Ankunft etlicher Wandergruppen. Die Kemptener Hütte ist nicht nur das Ziel von Wanderern des Heilbronner Weges, sondern auch das erste Etappenziel für die Alpenüberquerung Oberstdorf-Meran. Dementsprechend voll war die Hütte denn der Freitag ist für die zahlreichen Bergschulen in Oberstdorf der Auftakt für die einwöchige Tour. Trotz der über 300 Übernachtungsgästen stand das Abendessen wenige Minuten nach der Bestellung auf dem Tisch, die Wartezeit bei der Dusche hielt sich in Grenzen und selbst mit Matratzenlager mit knapp 30 Leuten fanden wir mehr Schlaf als am ersten Abend.
Hier beginnt der Heilbronner Weg |
Panorama vom Heilbronner Weg |
Steinböcke am Wegesrand |
Nach insgesamt 7 Stunden (mit einigen Pausen) erreichten wir am Nachmittag schließlich die Kemptener Hütte. Auf der sonnigen Terrassen stärkten wir uns mit Ofenschlupfern und Vanillesoße und beobachteten die Ankunft etlicher Wandergruppen. Die Kemptener Hütte ist nicht nur das Ziel von Wanderern des Heilbronner Weges, sondern auch das erste Etappenziel für die Alpenüberquerung Oberstdorf-Meran. Dementsprechend voll war die Hütte denn der Freitag ist für die zahlreichen Bergschulen in Oberstdorf der Auftakt für die einwöchige Tour. Trotz der über 300 Übernachtungsgästen stand das Abendessen wenige Minuten nach der Bestellung auf dem Tisch, die Wartezeit bei der Dusche hielt sich in Grenzen und selbst mit Matratzenlager mit knapp 30 Leuten fanden wir mehr Schlaf als am ersten Abend.
Die Kemptener Hütte |
Der Abstieg am darauffolgenden Tag in
das Trettachtal ist unschwierig und selbst mit müden Beinen
innerhalb 2 Stunden erledigt. Von Spielmannsau aus nahmen wir den
Bus, der uns nach Umstieg am Renksteg zurück zum Parkplatz an der
Fellhornbahn brachte.
Der Heilbronner Weg gehört nun
eindeutig zu meinen schönsten Touren und eignete sich hervorragend
als Test für die Alpenüberquerung. Mit meiner Ausrüstung war ich
voll und ganz zufrieden und freue mich jetzt schon auf den 19.
August, wenn wir endlich zur Alpenüberquerung aufbrechen.
Weitere Fotos gibt es hier.
GPS Daten für die Tour könnt ihr hier downloaden.
Meine Ausrüstung für die Tour bestand
aus:
Schuhe: Meindl Jorasse GTX
Rucksack: Jack Wolfskin Mountaineer 46
Teleskopstöcke: Leki Carbon Titanium
Regenjacke: Jack Wolfskin High Voltage
Daunenweste: Jack Wolfskin Atmosphere
Hose: Jack Wolfskin Activate Zip Off
Pants
Fleece: Jack Wolfskin Free Me Jacket
Shirt: Jack Wolfskin QMC Shirt
Unterwäsche: Jack Wolfskin Dry N'
Light
Socken: Coolmax Liner Socken und Noname
Wandersocken
Foto: Panasonic Lumix FT5
Sonstiges: Jack Wolfskin Mini
Waschsalon, DAV-Hüttenschlafsack, Hüttenschuhe, Sonnenbrille, Petzl
Stirnlampe, Taschenmesser, Kompass, Wanderkarte, Sonnencreme
Näheres zu meiner Ausrüstung gibt es
in einem der folgenden Blogs.
Bis dahin: Keep on walking!