Dienstag, 29. Juli 2014

Alpenüberquerung: Vorbereitung am Heilbronner Weg

Der Heilbronner Weg stand schon seit langer Zeit auf meiner „To-Do Liste“, auch wenn er häufig als überlaufen bezeichnet wird, als geborener Heilbronner und Liebhaber des Allgäus war das für mich kein Grund darauf zu verzichten. Die Tour schien mir perfekt als Testlauf und Vorbereitung für meine Alpenüberquerung im August und so nutzte ich meinen letzten Aufenthalt im Allgäu für die Begehung des Heilbronner Weges. Begleitet wurde ich von meinen guten Freund Marcel, mit dem ich die Tage zuvor schon diverse Klettersteige im Allgäu begangen habe. Obwohl uns die Touren der letzten Tage (u.a. der Hindelanger Klettersteig am Vortag) noch in den Knochen und den Muskeln steckte, entschieden wir uns am 17.Juli zur Rappensee-Hütte aufzusteigen. Die Wettervorhersage schien vielversprechend und außerdem vermieden wir damit den Andrang am Wochenende. Da einige anstrengende Touren hinter uns lagen und der Aufstieg zur Rappensee-Hütte mit nur 4 Stunden angegeben war, entschieden wir uns auszuschlafen und erst am Mittag zu starten. Gegen 11 Uhr machten wir uns von unserem Ferienhaus in Reichenbach auf den Weg Richtung Oberstdorf. Die Wettervorhersage im Radio verkündete einen sonnig heißen Tag mit einer minimalen Gewitterwahrscheinlichkeit im Bergland. Uns flog ein Lächeln übers Gesicht. Perfekt! Als wir gegen 12 Uhr den Parkplatz für Hüttenwanderer in Fastenoy erreichten, konnten wir den letzten freien Parkplatz ergattern, schnürten unsere Wanderschuhe und schulterten unsere Rucksäcke. Wir machten uns auf den Weg Richtung Birgsau und folgten dem Lauf der Stillach, welche sich mit ihrem kristallklaren Wasser und ihrem Rauschen als angenehmer Wanderpartner erwies. Im Gegensatz zu der immer stärker werdender Mittagshitze, welche uns schon auf der Ebene gehörig ins Schwitzen brachte und uns über jede noch so winzige Wolke jubeln lies, die sich zwischen uns und die Sonne schob. Nach Birgsau hielten wir uns links auf dem Fahrweg Richtung Einödsbach. Erst nachdem wir den Berggasthof in Einödsbach hinter uns gelassen haben, wurde der Weg weniger frequentiert und verlor den Charakter einer Bundesstraße. Es ging wesentlich abwechslungsreicher durch Bergwälder, Weiden und Hochstaudenfluren Richtung Petersalpe. Die schattigen Bergwälder kamen uns sehr gelegen, auch wenn die Luftfeuchte uns sehr zusetzte und der Weg durch die Regenfälle der letzten Woche noch nass und rutschig war. Als wir die Petersalpe erreichten war es an der Zeit für eine Rast. Bewirtschaftet ist die Alpe jedoch nicht, es gibt lediglich einen Brunnen bestückt mit Getränken und einem Kässchen in welches der ehrliche Wanderer 2,50 Euro pro Getränk werfen darf. Marcel angelte sich die letzte Apfelschorle und lies die Wanderer nach uns leer ausgehen. Wir packten unsere Brotzeit aus und genossen bei Pfefferbeißern, Brot und Möhren den herrlichen Blick über das Stillachtal. Hinter uns, über dem Kleinwalsertal türmten sich jedoch einige bedrohliche wirkende Wolken auf und trieben uns zur Eile. Immerhin lagen zwischen uns und der Rappensee-Hütte noch ca. 800 Höhenmeter. Die minimale Gewitterwahrscheinlichkeit aus der Wettervorhersage im Radio erschien mir plötzlich nicht mehr so minimal und als die Wolken stets näher kamen, wuchs meine Unruhe. Zumindest die Enzianhütte sollten wir noch erreichen, dort könnten wir im Notfall noch unterkommen. Nach einem anstrengenden Aufstieg erreichten wir die Enzianhütte auf 1804m ohne Regen und Gewitter. Wir spielten kurz mit dem Gedanken an eine frische Buttermilch, doch angesichts der weiterhin bedrohlich wirkenden Wolken entschieden wir uns für den zügigen Aufstieg zur Rappensee-Hütte. Über bunt blühende Rasen stiegen wir bis zur Hütte auf, wo unser Nachtlager auf uns wartete.

Die Rappensee-Hütte
Mit über 300 Lagern und 42 Betten ist die Rappensee-Hütte das größte Schutzhaus des Alpenvereins in den Allgäuer Alpen. Umgeben von einem beeindruckenden Bergpanorama liegt die Hütte am kleinen Rappensee unweit seines großen Bruders. Und so ließen wir den Tag mit Allgäuer Kässpätzle, einigen Runden Uno, dem ein oder anderem Bier und einem herrlichen Ausblick auf der Terasse der Rappensee-Hütte ausklingen. Gegen Abend konnte sich dann auch wieder die Sonne durchsetzen und ließ die umliegenden Felsgipfel mit ihren letzten Strahlen des Tages erglühen. Um 22 Uhr war Hüttenruhe und wir krochen in unsere Hüttenschlafsäcke. Doch an Schlaf war dank des Schnarchkonzert, gegen das selbst die Ohrenstöpsel machtlos waren, nicht zu denken.
Am nächsten Morgen erwachten wir dann etwas zerknirscht und unausgeschlafen. Da sich unsere Raum auch noch direkt unter dem Gastraum lag, war seit 6 Uhr morgens das allgemeine Stühle rücken zu hören. Als wir um 7 Uhr zum Frühstück gingen, versammelten sich bereits etliche abmarschbereite Wanderer am Ausgang. Kurz vor 8 Uhr waren wir beinahe allein im Schuhraum und von den hunderten Paar Stiefeln vom Vorabend war kaum mehr was zu sehen dafür schlängelten sich die Wanderer bereits den umliegenden Gipfeln entgegen. Noch war es ziemlich frisch, doch schon nach dem ersten Anstieg legten wir unsere Fleecejacken ab und es ging in Shorts und T-Shirt weiter. Wenige Minuten später schätzten wir auch den frühen Aufbruch, denn das steile Geröllfeld trieb uns trotz Schatten schon jetzt den Schweiß ins Gesicht. Nach dem losen Geröll führt der Weg auf festen Fels und gibt einem nun mehr Sicherheit beim Aufstieg. Eine grüne Tafel des Alpenvereins weist hier auch auf den Heilbronner Weg hin.

Hier beginnt der Heilbronner Weg
Der gesamte Weg ist nun ein stetiger Wechsel von drahtseilgesicherten Passagen, freien Kraxeleien und Gehpassagen. Wenn man nach dem Heilbronner Thörle die Kleine Steinscharte erreicht hat, wird man von einem atemberaubenden Panorama überwältig. Im Norden schweift der Blick über das Allgäu und das Alpenvorland und im Süden breitet sich ein Meer von Alpengipfeln aus. Bei guter Fernsicht reicht der Blick bis nach Südtirol. In der Nähe wechseln sich grasige Hänge und Gipfel mit schroffen Felsformationen ab. Dieses umwerfende Panorama begleitetet uns fortan während der gesamten Tour.

Panorama vom Heilbronner Weg
Nachdem wir die Leiter und die Brücke überquert haben erreichen wir den mit 2615m höchsten Punkt des Heilbronner Weges, den Steinschartenkopf. Ein weiteres Highlight erreicht man erst gegen Ende der Tour. Die Überquerung des Schwarzmilzferner. Er gilt als letzter „Gletscher“ des Allgäus und liegt unterhalb der Mädelegabel. Nachdem wir das Schneefeld gequert hatten, hielt der Heilbronner Weg ein weitere Überraschung für uns parat. Ein Herde Steinböcke! Mehr als 20 Exemplare sonnten sich auf den Felsen und waren von der Zahl der schaulustigen Wanderer total unbeeindruckt. Steinböcke wurden nachdem sie im Allgäu ausgestorben waren in den 50er Jahren im Kleinwalsertal wieder angesiedelt und breiten sich seitdem kräftig aus.
Steinböcke am Wegesrand

Nach insgesamt 7 Stunden (mit einigen Pausen) erreichten wir am Nachmittag schließlich die Kemptener Hütte. Auf der sonnigen Terrassen stärkten wir uns mit Ofenschlupfern und Vanillesoße und beobachteten die Ankunft etlicher Wandergruppen. Die Kemptener Hütte ist nicht nur das Ziel von Wanderern des Heilbronner Weges, sondern auch das erste Etappenziel für die Alpenüberquerung Oberstdorf-Meran. Dementsprechend voll war die Hütte denn der Freitag ist für die zahlreichen Bergschulen in Oberstdorf der Auftakt für die einwöchige Tour. Trotz der über 300 Übernachtungsgästen stand das Abendessen wenige Minuten nach der Bestellung auf dem Tisch, die Wartezeit bei der Dusche hielt sich in Grenzen und selbst mit Matratzenlager mit knapp 30 Leuten fanden wir mehr Schlaf als am ersten Abend.
Die Kemptener Hütte
Der Abstieg am darauffolgenden Tag in das Trettachtal ist unschwierig und selbst mit müden Beinen innerhalb 2 Stunden erledigt. Von Spielmannsau aus nahmen wir den Bus, der uns nach Umstieg am Renksteg zurück zum Parkplatz an der Fellhornbahn brachte.
Der Heilbronner Weg gehört nun eindeutig zu meinen schönsten Touren und eignete sich hervorragend als Test für die Alpenüberquerung. Mit meiner Ausrüstung war ich voll und ganz zufrieden und freue mich jetzt schon auf den 19. August, wenn wir endlich zur Alpenüberquerung aufbrechen.

Weitere Fotos gibt es hier.
GPS Daten für die Tour könnt ihr hier downloaden.

Meine Ausrüstung für die Tour bestand aus:

Schuhe: Meindl Jorasse GTX
Rucksack: Jack Wolfskin Mountaineer 46
Teleskopstöcke: Leki Carbon Titanium
Regenjacke: Jack Wolfskin High Voltage
Daunenweste: Jack Wolfskin Atmosphere
Hose: Jack Wolfskin Activate Zip Off Pants
Fleece: Jack Wolfskin Free Me Jacket
Shirt: Jack Wolfskin QMC Shirt
Unterwäsche: Jack Wolfskin Dry N' Light
Socken: Coolmax Liner Socken und Noname Wandersocken
Foto: Panasonic Lumix FT5
Sonstiges: Jack Wolfskin Mini Waschsalon, DAV-Hüttenschlafsack, Hüttenschuhe, Sonnenbrille, Petzl Stirnlampe, Taschenmesser, Kompass, Wanderkarte, Sonnencreme

Näheres zu meiner Ausrüstung gibt es in einem der folgenden Blogs.

Bis dahin: Keep on walking!

Samstag, 26. Juli 2014

Begrüßung

Hallo Freunde,


an dieser Stelle möchte ich über meine Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran berichten. Dabei werde ich freundlicherweise vom Jack Wolfskin Store Greifswald unterstützt. Vielen Dank Frank! Begleitet werde ich von meinem langjährigen Freund Rico. Unsere genaue Route steht noch nicht fest, werde ich aber demnächst hier veröffentlichen. Wichtig ist uns, dass wir keine größeren Strecken mit dem Bus oder der Seilbahn zurücklegen möchten, sondern möglichst alles zu Fuß gehen werden. Um die Routen für unsere Tour zu veröffentlichen, werde ich das Tourenportal des Alpenvereins www.alpenvereinaktiv.com nutzen. Die Tour startet am 19. August und wir rechnen momentan mit 12 Tagen. Den Blog werde ich aber erst nach Ende der Tour veröffentlichen. Über die gesamte Tour werde ich vermutlich im September in Greifswald berichten. In den nächsten Beiträgen werde ich über meine Vorbereitungstour im Allgäu berichten, meine Ausrüstung näher vorstellen und den Routenverlauf veröffentlichen. In ferner Zukunft, werde ich diesen Blog auch nutzen um über weitere Abenteuer zu schreiben!

In diesem Sinne: Keep on walking!

Euer Fabian