Freitag, 12. September 2014

Alpenüberquerung: Die dritte Etappe

21. August: Die dritte Etappe (Memminger Hütte - Zams)

Die dritte Etappe führte uns von der Memminger Hütte nach Zams ins Inntal. Der Abstieg zieht sich über 11km und beinhaltet über 2000 Hm. Doch dafür erwartet uns in Zams nach zwei Hüttenübernachtungen eine Frühstückspension mit Doppelzimmer und warmer Dusche.

Der Morgen auf der Memminger Hütte brachte zwei Überraschungen mit sich. Zum Frühstück gab es das köstlichste Müsli ever und dann hatte sich das Wetter noch gebessert, so dass wir die Tour gut gestärkt und mit einer grandiosen Aussicht starten konnten. Dass es in der Nacht bis auf 2400m geschneit hatte und die umliegenden Gipfel mit einer feinen Schicht Schnee überzogen waren, trug zu dieser traumhaften Kulisse einen Großteil bei.

Tolle Aussicht am frühen Morgen an der Memminger Hütte.
Allerdings war es am frühen Morgen auf 2200m noch ganz schön kalt. Weil ich aber aufgrund des tollen Wetters auf eine äußere Schicht verzichten wollte, entschied ich mich heute das Lagensystem auf die innere und mittlere Schicht zu begrenzen. Eine richtige Entscheidung wie sich im Laufe des Tages herausstellen sollte, der heutige Tag wurde nämlich perfekt um die Vorteile des Lagensystems zu veranschaulichen. Ich trug also meine Dry N' Light Funktionsunterwäsche, ein QMC Langarmshirt, meine dünne Nanuk 100 Fleecejacke und meine Atmosphere Daunenweste. Damit war mir trotz den kühlen Morgentemperaturen warm genug und kam beim Anstieg zur Seescharte dennoch nicht all zu stark ins Schwitzen. Bevor es nämlich hinunter ins Inntal ging, mussten wir bis auf 2599m hoch zur Seescharte, die ihren Namen nicht von ungefähr hat. Auf dem Weg dorthin passierten wir drei Seen, welche als Überbleibsel der Gletscher vor ca. 100 Jahren entstanden.

Tolle Spiegelungen am  mittleren Seewisee.

Der Weg war von der Hütte aus schon gut zu sehen und verlief meist über Geröll, Fels und in unserem Fall auch etwas Schnee. Die letzten Meter hinauf zur Seescharte sind mit einem Drahtseil gesichert. Oben erwartetet uns ein traumhafter Blick ins Lochbachtal und auch das Inntal war schon zu erahnen. Obwohl nach dem schattigen Aufstieg jetzt die Sonnen auf unserer Seite hatten, war ich doch froh über meine Daunenweste, immerhin frischte der Wind merklich auf. Vor uns lagen 2000 Hm im Abstieg und noch mehr als 11km Wegstrecke. Der erste Wegabschnitt führte uns über Geröll und Fels hinab Richtung Lochbachtal begleitet von der atemberaubenden Kulisse der Lechtaler Alpen. Noch bevor wir die Krummholzzone erreichten, war es an der Zeit sich von der Daunenweste zu trennen. Durch den Höhenverlust und die zunehmende Sonneneinstrahl gegen Mittag wurde es zunehmend wärmer. Schnell war die Daunenweste in ihrer eigenen Tasche verstaut und fand so kompakt verstaut problemlos Platz im Rucksack. Die Oberlochalm war schon zu sehen und lockte mit einer ordentlichen Brotzeit. Doch noch stand uns ein Stück Abstieg durch dichtes Latschengebüsch bevor. Obwohl wir gestern auf der zweiten Etappe die schlechte Erfahrung mit dem geschlossenen Berggasthof machen mussten, haben wir uns abermals gegen eine Mitnahme von Proviant entschieden, denn eigentlich gab es auf jeder Tour die Möglichkeit Mittags einzukehren und sich somit zusätzliches Gewicht im Rucksack zu ersparen. Die Lochbachalm war zum Glück geöffnet und so machten wir es uns draußen im Sonnenschein gemütlich und genossen eine üppige Brotzeit mit Kaminwurzen und Alpkäse. Der österreichische Dialekt bereitete Rico jedoch etwas Probleme, so dass er mit einer doppelten Portion neben mir Platz nahm. Der Rest wurde dann doch als Proviant für die kommenden Tagen eingepackt.


Brotzeit auf der Oberlochalm.
Da wir nur noch einen unschwierigen Abstieg vor uns hatten, gönnten wir uns bei bestem Wetter auch ein kühles Radler zur Mittagszeit. So gestärkt folgten wir dem Lochbach hinab ins Tal. Zuerst geht es über die grünen Wiesen der Ober -und Unterlochbachalm gemütlich dahin, bis wir schließlich das Zammer Loch erreichen. Der Weiterweg ist ein in Fels gesprengter Steig mit Teils ausgesetzten Stellen. Tief unter uns rauscht nun der Lochbach dahin und mittlerweile hat es sich ganz schön aufgeheizt, sodass ich auch Fleece und Langarmshirt abgelegt habe. Dank dem Lagensystem konnte ich also immer flexibel auf die steigenden Temperaturen reagieren. Der Steig wurde jedoch nicht für uns Alpenüberquerer in den Fels gesprengt, sondern für das Milchvieh, das hier bis 1890 auf die saftigen Almwiesen getrieben wurde. Der Steig zieht sich jedoch unheimlich in die Länge und obwohl wir schon seit langer Zeit die Verkehrsgeräusche aus Zams und Landeck hören konnten, vergingen noch gut anderthalb Stunden bis wir schließlich in Zams ankamen.

Blick hinunter nach Zams.
Dort wurden wir bereits von dem Ehepaar Gigele in ihrer Frühstückspension freundlich erwartetet. Frau Gigele kümmerte sich sogar um unsere Dreckwäsche, damit wir am nächsten Morgen mit frisch gewaschenen Klamotten weiter konnten. Was ein Service! Bevor wir uns Abends im Restaurant Schmid Pizza gönnten, genossen wir beide die Möglichkeit einer warmen Dusche und legten unsere müden Beine hoch. Morgen sollte es ja schon wieder weiter gehen.




Weitere Bilder der Etappe gibt es hier.

GPS Daten zum Download gibt es hier.

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