Montag, 15. September 2014

Alpenüberquerung: Die fünfte Etappe

23. August: Die fünfte Etappe (Piller - Verpeilhütte)

Die fünfte Etappe führte uns von Piller zur Verpeilhütte hoch über dem Kaunertal. Laut Wettervorhersage sollte es ab 11 Uhr regnen, nicht gerade optimale Bedingungen für eine Tour, bei der wir nicht mit einer Ankunft am Ziel vor 17 Uhr rechneten.

„Ach ihr geht jetzt erst los? Dann müsst ihr euch aber beeilen!“ Mit diesen Worten verabschiedete uns der Wirt des Gasthofs Sonne um 7 Uhr als wir zu viert in Piller aufbrachen, um das heutige Etappenziel zu erreichen. Ganz unrecht hatte er sicherlich nicht, immerhin lagen heute 22km und 2000Hm im Anstieg und 1300hm im Abstieg vor uns. Doch nach unseren Erfahrungen über die letzten Tage, waren wir immer deutlich schneller unterwegs als die angegebenen Gehzeiten, also machten wir uns darüber keine Gedanken.
Schon am ersten Anstieg mussten wir jedoch feststellen, dass unsere Gruppen ein unterschiedliches Tempo hatte, weshalb wir Herbert und Leon davon ziehen ließen. Die beiden sollten uns heute trotzdem noch häufiger über den Weg laufen. Der erste Wegabschnitt zur Aifner Alm führte uns durch wunderschöne Nadelwälder, Hochmoore und links und rechts des Weges wucherten die Blaubeeren. Die Stille am frühen Morgen wurde nur durch gelegentliche Vogellaute unterbrochen. Das gesamte Ambiente gab uns das Gefühl, durch das entlegene Skandinavien zu streifen.


Skandinavien lässt grüßen.

Keine zwei Stunden nach Abmarsch erreichten wir die Aifner Alm auf nicht ganz 2000m. Herbert und Leon saßen bereits mit einer heißen Schokolade in der Gaststube. Wir hielten uns jedoch nicht lange auf und machten uns auf den Weiterweg. Kurze Orientierungslosigkeit begleitete uns, da wir im dicken Nebel steckten und der Weg auf den Almwiesen nicht deutlich zu sehen war. Der Nebel verzauberte allerdings den Wald, welchen wir für eine lange Zeit durchquerten, in eine Art mystischen Zauberwald. Zwar verpassten wir dadurch mal wieder die, durch die Bezeichnung Panoramaweg, erhoffte Aussicht auf die umliegenden Gipfel, doch die fantastische Stimmung des Waldes machte dies wieder wett.


Der Nebel macht die Orientierung schwer ...

... gibt dem Wald aber etwas Mystisches.
Unsere Stimmung jedoch war noch bevor wir die Falkauns Alm erreichten auf einem Rekordtief. Der einsetzende Regen hatte wohl den Wetterbericht nicht gelesen und war zwei Stunden zu früh dran. Still schweigend stapften Rico und ich hintereinander her. Einzig und allein das Trommeln des Regens auf unseren Kapuzen war für uns zu hören. Wie lange wir so durch den Regen marschierten, vermögen wir nicht mehr zu sagen. Als wir jedoch endlich wieder im Wald ankamen, gönnten wir uns erstmals eine kleine Stärkung unter einer dicken Tanne. Heute mussten sich auch unsere Packsäcke auszeichnen, da wir ja bewusst auf Regenhüllen für unsere Rucksäcke verzichtet hatten. Doch der Inhalt unserer Rucksäcke schien noch trocken.

Wohlverdiente Stärkung nach einem schier endlosen Marsch durch den Regen.

 Auch die Falknaus Alm ließen wir links liegen und trotteten weiter hintereinander im Regen daher. War der Weg zuvor noch relativ eben, kündigte sich jetzt durch ein ständiges Auf und Ab, der Dr. Angerer Höhenweg an. An der Gallrutt Alm stärkten wir uns nochmals mit einem Energieriegel für die Strapazen der zweiten Tageshälfte und nahmen so manchen Anstieg im Laufschritt. Wenigstens hatte der Regen nachgelassen, doch die Wege waren bereits ganz schön rutschig. Die ausgesetzten Stellen des Dr. Angerer Höhenwegs sind jedoch mit einem Seil gesichert und geben einem bei diesen miserablen Bedingungen ein wenig mehr Sicherheit. Nachdem wir bereits 19km in den Beinen hatten, stand uns der vorletzte Anstieg bevor und ein nicht enden wollender Abstieg zur Verpeil Alpe über teils grobe Geröllfelder. Total fertig mit der Welt, gönnten wir uns dort erstmal eine halbstündige Pause, um uns vor dem finalen Aufstieg zur Verpeilhütte zu erholen. Diese war für uns nach einer halben Stunde Gehzeit erreicht. Da sich das Wetter noch etwas gebessert hatte, konnten wir auch etwas von der atemberaubenden Umgebung erspähen.


Die Verpeilhütte in wunderschöner Lage.
Doch davon ließ ich mich nicht täuschen, der Wetterbericht für morgen sagte Schneefall voraus. Nachdem wir unserer Lager bezogen hatten, unsere Stiefel im Trockenraum deponiert hatten und das warme(!) Wasser im Waschraum für die notwendigste Körperhygiene genutzt hatten, machten wir es uns bei Herbert und Leon im eingeheizten Gastraum gemütlich und freuten uns wie alle anwesenden Gäste über das leckere Abendmenü mit Knoblauchsuppe, Spaghetti Bolognese und Eis mit Schokosoße. Den Abend ließen wir mit einem geselligen Spieleabend ausklingen und wenn man genau hinschaute konnte man draußen schon die ersten Schneeflocken vor den Fenstern tanzen sehen.

Weitere Fotos der Etappe gibt es hier. 
Details zur Etappe gibt es hier.

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