Die fünfte Etappe führte uns von Piller zur Verpeilhütte hoch über dem Kaunertal. Laut Wettervorhersage sollte es ab 11 Uhr regnen, nicht gerade optimale Bedingungen für eine Tour, bei der wir nicht mit einer Ankunft am Ziel vor 17 Uhr rechneten.
„Ach ihr geht jetzt erst los? Dann
müsst ihr euch aber beeilen!“ Mit diesen Worten verabschiedete uns
der Wirt des Gasthofs Sonne um 7 Uhr als wir zu viert in Piller
aufbrachen, um das heutige Etappenziel zu erreichen. Ganz unrecht
hatte er sicherlich nicht, immerhin lagen heute 22km und 2000Hm im
Anstieg und 1300hm im Abstieg vor uns. Doch nach unseren Erfahrungen
über die letzten Tage, waren wir immer deutlich schneller unterwegs
als die angegebenen Gehzeiten, also machten wir uns darüber keine
Gedanken.
Schon am ersten Anstieg mussten wir
jedoch feststellen, dass unsere Gruppen ein unterschiedliches Tempo
hatte, weshalb wir Herbert und Leon davon ziehen ließen. Die beiden
sollten uns heute trotzdem noch häufiger über den Weg laufen. Der
erste Wegabschnitt zur Aifner Alm führte uns durch wunderschöne
Nadelwälder, Hochmoore und links und rechts des Weges wucherten die
Blaubeeren. Die Stille am frühen Morgen wurde nur durch
gelegentliche Vogellaute unterbrochen. Das gesamte Ambiente gab uns
das Gefühl, durch das entlegene Skandinavien zu streifen.
Skandinavien lässt grüßen. |
Keine zwei
Stunden nach Abmarsch erreichten wir die Aifner Alm auf nicht ganz
2000m. Herbert und Leon saßen bereits mit einer heißen Schokolade
in der Gaststube. Wir hielten uns jedoch nicht lange auf und machten
uns auf den Weiterweg. Kurze Orientierungslosigkeit begleitete uns,
da wir im dicken Nebel steckten und der Weg auf den Almwiesen nicht
deutlich zu sehen war. Der Nebel verzauberte allerdings den Wald,
welchen wir für eine lange Zeit durchquerten, in eine Art mystischen
Zauberwald. Zwar verpassten wir dadurch mal wieder die, durch die
Bezeichnung Panoramaweg, erhoffte Aussicht auf die umliegenden
Gipfel, doch die fantastische Stimmung des Waldes machte dies wieder
wett.
Der Nebel macht die Orientierung schwer ... |
... gibt dem Wald aber etwas Mystisches. |
Unsere Stimmung jedoch war noch bevor wir die Falkauns Alm
erreichten auf einem Rekordtief. Der einsetzende Regen hatte wohl den
Wetterbericht nicht gelesen und war zwei Stunden zu früh dran. Still
schweigend stapften Rico und ich hintereinander her. Einzig und
allein das Trommeln des Regens auf unseren Kapuzen war für uns zu
hören. Wie lange wir so durch den Regen marschierten, vermögen wir
nicht mehr zu sagen. Als wir jedoch endlich wieder im Wald ankamen,
gönnten wir uns erstmals eine kleine Stärkung unter einer dicken
Tanne. Heute mussten sich auch unsere Packsäcke auszeichnen, da wir
ja bewusst auf Regenhüllen für unsere Rucksäcke verzichtet hatten.
Doch der Inhalt unserer Rucksäcke schien noch trocken.
Wohlverdiente Stärkung nach einem schier endlosen Marsch durch den Regen. |
Auch die Falknaus Alm ließen wir links
liegen und trotteten weiter hintereinander im Regen daher. War der
Weg zuvor noch relativ eben, kündigte sich jetzt durch ein ständiges
Auf und Ab, der Dr. Angerer Höhenweg an. An der Gallrutt Alm
stärkten wir uns nochmals mit einem Energieriegel für die Strapazen
der zweiten Tageshälfte und nahmen so manchen Anstieg im
Laufschritt. Wenigstens hatte der Regen nachgelassen, doch die Wege
waren bereits ganz schön rutschig. Die ausgesetzten Stellen des Dr.
Angerer Höhenwegs sind jedoch mit einem Seil gesichert und geben
einem bei diesen miserablen Bedingungen ein wenig mehr Sicherheit.
Nachdem wir bereits 19km in den Beinen hatten, stand uns der
vorletzte Anstieg bevor und ein nicht enden wollender Abstieg zur
Verpeil Alpe über teils grobe Geröllfelder. Total fertig mit der
Welt, gönnten wir uns dort erstmal eine halbstündige Pause, um uns
vor dem finalen Aufstieg zur Verpeilhütte zu erholen. Diese war für
uns nach einer halben Stunde Gehzeit erreicht. Da sich das Wetter
noch etwas gebessert hatte, konnten wir auch etwas von der
atemberaubenden Umgebung erspähen.
Die Verpeilhütte in wunderschöner Lage. |
Doch davon ließ ich mich nicht
täuschen, der Wetterbericht für morgen sagte Schneefall voraus.
Nachdem wir unserer Lager bezogen hatten, unsere Stiefel im
Trockenraum deponiert hatten und das warme(!) Wasser im Waschraum für
die notwendigste Körperhygiene genutzt hatten, machten wir es uns
bei Herbert und Leon im eingeheizten Gastraum gemütlich und freuten
uns wie alle anwesenden Gäste über das leckere Abendmenü mit
Knoblauchsuppe, Spaghetti Bolognese und Eis mit Schokosoße. Den
Abend ließen wir mit einem geselligen Spieleabend ausklingen und
wenn man genau hinschaute konnte man draußen schon die ersten
Schneeflocken vor den Fenstern tanzen sehen.
Weitere Fotos der Etappe gibt es hier.
Details zur Etappe gibt es hier.
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